Wer sind unsere Kinder

06.07.2012 09:51

Also unsere Kinder, das sind eigentlich alle Kinder, denn Kinder kommen alle mehr oder weniger mit den gleichen Fähigkeiten zur Welt.
Sie sind ungeheuer neugierig und lernbereit. Sie haben eine angeborene Fähigkeit sich zu begeistern. Sie wollen buchstäblich die Welt begreifen. Dazu dient ihnen anfänglich die Bewegung. jede Bewegung muss geübt werden und die Neugier hilft dabei den Körper immer besser zu beherrschen. 
Das Gehirn wird im Laufe der Schwangerschaft so entwickelt, dass die Menge an zur Verfügung gestelllten Nervenzellen weit aus größer ist, als jemals gebraucht wird. Im Prozess der Entwicklung und Reifung müssen diese Nervenzellen aktiviert  und miteinander verschaltet werden. Dies geschieht bereits vor der Geburt und in den ersten 6 Lebensjahren am intensivsten. Werden Zellen nicht aktiviert, so bilden sie sich zurück. 
Die notwendigen Botenstoffe (Neurotransmitter) werden besonders stark ausgeschüttet, wenn es sich bei dem Erfahungsprozess um ein emotional geladenes Erlebnis handelt, das z.B. mit Freude oder Begeisterung einhergeht. Das Gefühl spielt also eine ganz wichtige Rolle bei der Lernerfahrung.
Der Neurobiologe und WIssenschaftler Prof. GERALD HÜTHER erklärt diese Prozesse sehr verständlich auch für Laien.
Meine Erfahrungen aus der Praxis liefern mir immer wieder Anschauungsmaterial, um die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu untermauern.
Dass Kinder zum Beispiel große Nachahmer sind, erlebe ich jeden Tag. Das können Affen zwar auch schon, aber bei Menschen ist diese Veranlagung noch spezieller ausgeprägt. Ich bin immer wieder aufs neue fasziniert, wie schnell und unmittelbar Kinder die DInge nachahmen, die sie faszinieren oder die ihnen etwas bedeuten.
Wenn ich anfange ein Lied zu singen die Kinder dabei anschaue und mit den Armen unterstützende Bewegungen dazu mache, so dauert es nicht lange, bis die Kinder es mir ziemlich genau nachmachen. Das liegt daran, dass ihr Gehirn mit Spiegelneuronen ausgestattet ist, die genau darauf ausgerichtet sind, das visuelle Erlebnis zu duplizieren. Stehe ich ihnen gegenüber und hebe den rechten Arm, so heben die jüngeren von ihnen spiegelbildlich den linken Arm (die Größeren heben auch den rechten Arm). Um ihnen den Unterschied von rechts und links zu erklären ist diese Übung zwar nicht besonders geeignet, aber Kinder lernen einen Bewegungsablauf so am schnellsten, wenn man ihn ihnen vormacht. Wir können uns also vorstellen, dass Kinder wie ein Schwamm alles aufsaugen, was  sie an ihrer Umgebung interessiert.
Natürlich richten sie sich besonders aus an den Menschen, denen sie vertrauen und bei denen sie sich geborgen fühlen. Als Eltern und Betreuer der Kinder haben wir also eine grosse Verantwortung, Jede Lernerfahrung der Kinder wird abgespeichert und wenn sich diese Erfahrung wiederholt, werden nach und nach feste Muster daraus, die tief im Gehirn verankert werden. Dabei können sich auch Muster verankern, die vielleicht nicht unbedingt wünschenswert sind.
Wenn wir mit Kindern arbeiten, so müssen wir uns quasi selbst ständig überprüfen und erziehen, um den Kindern keine falschen Vorbilder zu sein. Sie sollen sich ja nach ihren eigenen individuellen Möglichkeiten optimal entfalten können. Wir als Bezugspersonen sind also aufgefordert, jedes einzelne Kind genau zu betrachten.
Was kommt uns da entgegen? Wie äussert sich das besondere an diesem Kind? Wie kann ich es optimal unterstützen?

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