Freundschaft

07.07.2013 18:48

Das Thema Freundschaft steht zur Zeit in besonderer Weise bei unserer Arbeit mit den Kindern im Mittelpunkt.

Durch die verschiedenen Ethnien, die in der Siedlung ansässig sind, haben sich Gruppierungen auch unter den Kindern gebildet, die unserer Auffassung von sozialem Miteinander nicht entsprechen. Bosnier, Araber und Türken bilden eigene Gruppierungen, haben Sprachprobleme miteinander und Berührungsängste, die auch im Nachbarschaftstreff nicht ganz überwunden werden können. Dies ist verständlich, jedoch für das Miteinander nicht immer einfach. Die Erwachsenen können ihren Kindern dadurch nicht als Vorbilder für ein soziales Miteinander dienen. Da Kinder untereinder immer radikal sind und durch ihre noch mangelnde soziale Prägung eher schwarz-weiß, also nach dem Freund-Feindschema  denken, kommt es in jüngster Zeit bei uns vor, dass Schimpfworte und Beschuldigungen ausgesprochen werden und die Kinder sich weigern miteinander zu spielen.
Für uns als Coaches und Projektleiter bedeutet das, dass wir das Thema Freundschaft von verschiedenen Seiten her beleuchten müssen, damit die Kinder erkennen, dass wir alle in einer Kultur leben, alle gleiche Rechte und gleiche Chancen haben.

Alle Kinder, die zu uns kommen sind unsere Freunde und sollten sich in der Gruppe als Freunde erleben. Das ist oberstes Gesetz. Da unsere Kinder oft in Rivalität zu ihren eigenen Geschwistern aufwachsen, weil sie aufgrund der großen Geschwisteranzahl um die Gunst ihrer Eltern buhlen müssen, ist es für sie folgerichtig, auch um unsere Gunst zu buhlen. Jedes Kind steht dabei in Konkurrenz zu allen anderen. Darüber hinaus herrscht eine Rangordnung, welche die eigenen Geschwiter über die Fremden stellt und ethnisch und religiös gleiche Gruppen von anderen abgrenzt. Dies alles ist den Kindern nicht bewusst und sie agieren ähnlich wie die Hühner im Stall nach einer Hackordnung. Um diesen Prozess zu durchbrechen sollen die die Kinder sich mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten gegenseitig kennen und respektieren lernen. Wir zeigen ihnen, wie sie sich gegenseitig behilflich sein können, wie sie zusammen Dinge besser erledigen können als alleine und wie sie auch außerhalb von Wettbewerb miteinander Spaß haben können.

Das ist ein längerer Prozess, den wir anstoßen und der sich dann entwickelt.Besonders gut gelingt er, wenn wir Gemainschaftsspiele wie z.B. Volleyball spielen. Wir haben ein kleines Netz aufgebaut und 2 Mannschaften gebildet. Auch 5-jährige Kinder kennen das vom Fußball im Fernsehen und auf der Strasse und halten sich freiwillig an die Regeln. Nach und nach lernen sie sich zu unterstützen in einer Mannschaft und immer wieder lobe ich kleine Erfolge in beiden Mannschaften, so dass die Kinder sich darüber freuen können. Wichtig ist nicht die Einzelleistung sondern das genmeinsame Erlebnis. Wir Betreuer freuen uns sehr, wenn sich so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl dabei entwickelt.