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Wie begleiten wir unsere Kinder

22.07.2012 11:56

Die Schwangerschaft und Geburt meiner beiden Kinder war das größte Wunder, das ich bisher erleben durfte. Ich konnte teilhaben am Prozess ihrer Entwicklung vom Neugeborenen bis zum erwachsenen Menschen. Ich erlebte ihr Heranwachsen, ihre Reifungsprozesse und sehe heute immer noch, wie sie sich als Menschen stets weiter entwickeln, weiter voranschreiten und die Herausforderungen ihres Lebens mutig annehmen. All diese Prozesse waren und sind Lernprozesse, die ich eine zeitlang begleiten und auch beeinflussen konnte. Ich fragte mich oft und bei beiden Kindern, was für ein Mensch wird wohl aus dieser kleinen Persönlichkeit werden?

Als meine Kinder klein waren, waren sie auf meine Hilfe und die Hilfe ihrer Umwelt angewiesen, wie alle Babies auf die Hilfe ihrer Eltern und ihrer Umwelt angewiesen waren. Alles musste  gelernt werden: den kleinen Körper zu beherrschen, sich aufzurichten, zu laufen, zu sprechen und alleine zu essen. Später sollten sie soziale Kompetenzen entwickeln, sich mit anderen verständigen, Kultur und Geschichte begreifen, die Zusammenhänge von Politik und Gesellschaft verstehen und die Gesetzmässigkeiten und physikalischen Zusammenhänge der Welt nachvollziehen. All das lernten sie - zu Hause, in der Krabbelstube, im Kindergarten, in der Schule und später an der Universität und im Berufsleben. Gut, ich gebe zu, dass es auch Krisen gab, in denen sie sich verweigerten, weil ihre Interessen nicht immer mit denen ihrer Umgebung übereinstimmten. Aber letztlich waren alle diese Prozesse Lernprozesse, bei denen sie Lehrer und Vorbilder hatten, Menschen, denen sie vertrauten und die ihnen das vermittelten, was diese selber von ihren Vätern und Müttern gelernt hatten.  

Wenn Sie kleine Kinder beobachten, so erkennen Sie, dass vieles, womit sie sich auseinandersetzen auf selbstgewählten Problemstellungen basiert. Am effektivsten sind diese Prozesse, wenn Kinder sie freiwillig und selbst gestalten, das heisst beim Spielen. Das ist ihre Form von Arbeit und je spielerischer die Prozesse, desto erfolgreicher lernen Kinder dabei.

Das kommt daher, dass Kinder ihre Spiele so wählen, dass sie einerseits daran wachsen können, das heisst, sie sich nicht langweilen damit und immer wieder neue Herausforderungen suchen, und andererseits dass sie die Spiele bewältigen können, das heisst, dass sie sich nicht überfordern und sie damdurch Erfolg haben. Sind die Anforderungen zu hoch, so entwickeln Kinder Ängste, die im Gehirn eine Reaktionskette auslösen, was neues Lernen verhindert. Erkenntnisse aus der Neurobiologie belegen, dass am effektivsten gelernt wird, wenn die Kinder sich selbst diese Anforderungen suchen, oder wenn sie von kompetenten Menschen mit Vorbildcharakter, zu denen sich die Kinder emotional hingezogen fühlen, eingebracht werden.
Schauen Sie Ihren Kindern einmal zu, wenn sie spielen! So bereiten sie sich auf das Leben in der späteren Gemeinschaft vor. Dabei finden sie andere Kinder mit denen sie sich wohl und vertraut fühlen, mit denen sie Konflikte lösen und mit denen sie Werke gemeinsam schaffen. Sie suchen sich Herausforderungen und Probleme, die sie meistern können. Je vielfältiger und komplexer ihre Umwelt ist, desto mehr Herausforderungen und Anregungen finden sie, desto kreativer sind ihre Lösungsansätze, desto mehr neuronale Netze werden im Gehirn gebildet, die ihnen später im Leben weiterhelfen, ihre Probleme kreativ zu lösen.

Vielleicht können Sie sich sogar einlassen, mit den Kindern gemeinsam zu spielen? Werden sie zum Partner ihrer Kinder, zum Vertrauten, der den Kaufmannsladen mit ihnen aufbaut und ein altes Telefon beisteuert, das als Skanner dienen kann an der Kasse, oder seinen Sie  der Matrose, der mit den Kindern auf einem selbstgebauten Schiff segelt, das sie gemeinsam aus den Matrazen Ihrer Couch aufgebaut haben. Dann ergibt sich vielleicht sogar nach einer Weile eine Atmosphäre, in der die Kinder entspannt mit Ihnen zusammen sitzen und Sie vielleicht beginnen eine Geschichte zu erzählen, eine alte Geschichte, ein Märchen vielleicht, bei dem Kinder sich ein wenig gruseln, oder mit dem Helden mitleiden und sich mit ihm freuen können, wenn alles gut ausgeht. Solche Geschichten und Märchen sind Labsal für Kinder. Auch das hat die neueste Gehirnforschung belegt. Schwierige Herausforderungen, die am Ende gelöst werden durch menschliche Eigenschaften wie Mut, Tapferkeit, Stärke und Einfühlungsvermögen stärken die Kompetenzen von Kindern, so dass sie selbst später Lösungen für ihre Probleme in der Gemeinschaft finden können.

Wenn Sie jetzt denken, dass Ihre Kinder ja auch gut ohne Sie spielen können, dann mag das zwar richtig sein, jedoch entgeht Ihnen dabei die Möglichkeit, Ihre Kinder zu begleiten und sie als Freunde fürs Leben zu gewinnen, damit sie als Jugendliche immer noch den Mut haben, Sie als vertraute Person um Rat zu fragen oder wenn sie dann später selber Kinder haben, sie Ihnen die Enkelkinder vertrauensvoll in den Schoss legen...

Das schönste, was meine Tochter mir vor kurzem gesagt hat, ist, dass sie nicht nur eine Mama hat, sondern auch eine vertraute Freundin in mir gefunden hat. 

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